Ferraris Rebberg am Fusse der DolomitenFerraris Rebberg am Fusse der Dolomiten

Ferrari als Vorreiter


Am Fusse der Dolomiten macht Ferrari nicht nur hervorragende Spumanti, sondern auch einen guten Job für die Nachhaltigkeit. Zu Besuch bei Camilla Lunelli in Trento.

Vor acht Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen in New York 17 Entwicklungsziele, die bis 2030 global und von allen Uno-Mitgliedstaaten erreicht werden sollen. Fünf Jahre später veröffentlichte Ferrari Trento, einer der grössten und renommiertesten Schaumweinproduzenten Italiens, den ersten Nachhaltigkeitsreport. «Um ehrlich zu sein, war ich zuerst ein wenig skeptisch. Mein Standpunkt war: Man muss die Dinge tun, ohne viel darüber zu reden – was wir ja auch jahrelang getan hatten. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert.» Camilla Lunelli leitet als Communication Director zusammen mit ihrem Bruder Alessandro und ihren Cousins Matteo und Marcello die Geschäfte von Ferrari Trento. Vor ihrer Zeit im Familienunternehmen war sie bis 2004 für die Uno und eine Nichtregierungsorganisation in Afrika tätig. «Nachhaltigkeit lag mir schon immer am Herzen. Und ich meine damit explizit auch die soziale Verantwortung – was übrigens einer der Hauptgründe war, warum ich für drei Jahre nach Niger und Uganda ging.»


Camilla Lunelli in ihren RebbergenCamilla Lunelli in ihren Rebbergen

Camilla Lunelli sitzt zusammen mit ihrer Familie am Steuer des Trentiner Spumante-Produzenten Ferrari.

Die Spumanti von Ferrari gehören zur italienischen Schaumweinelite. Firmengründer Giulio Ferrari vergor bereits 1902 die ersten Chardonnay-Trauben nach französischem Vorbild, also mit zweiter Gärung in der Flasche. Mangels eigener Nachkommen legte er sein Lebenswerk 1952 in die Hände des Trentiner Weinhändlers Bruno Lunelli, Grossvater von Camilla. Von den zwölf Millionen Flaschen, die in der Appellation TrentoDoc pro Jahr gekeltert werden, entfallen etwa 60 Prozent auf Ferrari. Wenn Camilla Lunelli also von Nachhaltigkeit im Weinbau spricht, hat dies – nur schon aufgrund der schieren Grösse ihrer Kellerei – einen gewichtigen Impact.


Höhenlagen als Versicherung

Seit 2017 sind alle Weinberge der Lunelli Gruppe (die Familie keltert nebst Trentodoc auch Stillwein) biozertifiziert. 2010 wurde auf dem Dach der Kellerei in Trento eine riesige Photovoltaikanlage installiert. Seit 2021 verwendet Ferrari nur noch Strom aus erneuerbaren Quellen. Das Kühlsystem im Haus läuft ohne Treibhausgase. Und um weniger Energie für die Kühlung zu verbrauchen, ist man zurzeit am Bau eines unterirdischen Kellers, Fertigstellung 2024. «Unsere Emissionen werden von Climate Partner nach dem international etablierten Greenhouse- Gas-Protocol-Standard zertifiziert und kompensiert. » Stand heute sind das 1,2 Millionen Kilogramm CO2. Ja, der Klimawandel ist auch in Trento ein Thema. «Für Ferrari vielleicht etwas weniger als für andere Weinproduzenten.» Was Camilla Lunelli damit meint, versteht man, wenn man das Tal verlässt und hoch hinauf in die Reben fährt. Dort, wo die Vegetation langsam in schroffen Fels übergeht, liegt der Rebberg Alto Margon. Fast senkrecht ragt die Felswand hinter uns in den Himmel. «Nicht unser höchstgelegener Weinberg, aber wir sind hier immerhin schon auf kühlen 600 Metern. Unsere Versicherung für die Zukunft.» Im Gegensatz zur Champagne oder der Franciacorta, wo es nur kleinere Hügel gibt, liegt das Trentino am Fusse der Dolomiten. Ferrari kann also immer höher hinaus. Wortwörtlich. «Wir haben inzwischen Reben auf 700 Metern – etwas, was mein Vater noch vor 30 Jahren nie für möglich gehalten hätte.» Doch was so einfach klingt, höher hinaus, ist es nicht. «Wir müssen das Land erst erschliessen, Zufahrtswege bauen, die Erträge sind sehr niedrig, und oft haben wir Schwierigkeiten, Wasser zu finden. Es ist kompliziert.» Camilla Lunelli lacht.

Ferrari Maximum Blanc de blancs

Vereint die einladende Frucht des Chardonnays mit feinen Hefenoten. Aromen von Kernobst, Brotrinde, Haselnuss und Blüten. Herrlich frisch und trinkig und doch mit Kraft und Länge. Zum Apéro mit Salzgebäck oder Focaccia.




Das Ristorante «Villa Antinori da Bindella» im Zürcher FlughafenDas Ristorante «Villa Antinori da Bindella» im Zürcher Flughafen

Facts & Figures

  • Alle Ferrari-Weinberge sind seit 2017 biologisch zertifiziert.
  • 600 Winzer, die ihre Trauben an Ferrari zuliefern, folgen einem Protokoll für gesunden und nachhaltigen Bergweinbau.
  • Auf dem Dach der Kellerei in Trento sorgt eine Photovoltaikanlage für Energie.
  • Seit 2021 kommt der Strom ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen.
  • Ferrari zertifiziert und kompensiert seine Emissionen nach dem Greenhouse-Gas-Protocol- Standard. Stand heute sind das 1,2 Millionen Kilogramm CO2.



Zehn Jahre in der Flasche

Doch es ist exakt dieses anspruchsvolle alpine Terroir, das TrentoDoc von anderen Weingebieten unterscheidet. «Es gibt keinen klassischen Schaumwein ohne Säure. Unsere Höhenlagen sorgen für Frische und eine präsente Säurestruktur, die uns erlaubt, die Weine lange reifen zu lassen.» Bei Ferrari liegen die Flaschen gut und gerne mal ein halbes Jahrzehnt im Keller – im Schnitt. «Die Ferrari-Maximum- Linie reift drei Jahre auf der Hefe, Ferrari Perlé fünf, Riserva Lunelli sieben und unsere Giulio Ferrari Riserva del Fondatore über zehn Jahre!» Nicht nur das Prinzip der Flaschenreifung kommt ursprünglich aus der Champagne, auch die Traubensorten sind französische Bekannte. «Das hier ist Chardonnay», sagt Camilla Lunelli, als wir zusammen im Rebberg stehen, «wir arbeiten auch mit Pinot noir, nicht aber mit Pinot Meunier, der ist uns zu wenig aromatisch.» Der Hauptgrund, warum er in der Champagne dennoch verwendet werde, sei der Frühjahrsfrost, Meunier sei da relativ robust. «Bei uns sind die Reben dank der steilen Hanglagen gut geschützt, weil die Kaltluft in tiefere Bereiche abfliesst.» Deshalb stehen die Ferrari-Reben auch niemals in der Talsohle.

Camilla Lunelli in ihrem Spumanti-KellerCamilla Lunelli in ihrem Spumanti-Keller

Nach Champagnerrezept in der Flasche vergoren: Camilla Lunellis Spumanti gehören zur Elite.




Ferrari Perlé Rosé Riserva

Ein echter High-Class-Rosé. Sein Bouquet ist üppig und facettenreich: Rose, Himbeere, kandierte Orange und Butterkeks. Im Gaumen voll und kräftig, mit Noten von süssen Mandeln und Hefe. Ein Traum zu Lachs oder Crevetten vom Grill.

Ferrari Riserva Lunelli

So schmeckt Harmonie: Der Ausbau im grossen Eichenholzfass und sieben Jahre auf der Hefe schenken diesem Jahrgangs-TrentoDoc aus Chardonnay eine enorme Vielschichtigkeit: Toast, Hefe, Ananas, Haselnuss. Perfekt, wenn es was zu feiern gibt.



Künstliche Intelligenz und Bio-Reben

Camilla Lunelli lässt ihren Blick über das Tal schweifen, vom Rebberg Alto Margon hat man eine fantastische Weitsicht. «Die strukturiertere Arbeitsweise entlang der Entwicklungsziele der Uno hilft uns, den Blick zu schärfen. Wir haben festgestellt, dass wir in einigen Bereichen grossartig unterwegs sind, in anderen aber noch Schwächen haben.» Im Rebberg arbeitet Ferrari Trento mit einem Bewässerungssystem mit künstlicher Intelligenz, das durch eine Reihe Sensoren genau versteht, wann genau die Pflanze Wasser braucht. «Dadurch sparen wir bis zu 30 Prozent Wasser im Weinberg.» Spannend sei: Es gehe nicht nur ums Wasser, das man hier in den Bergen «Gott sei Dank» reichlich habe. Es gehe auch darum, dass zu viel Wasser gar nicht gut für die Pflanze und demnach die Qualität sei. Mittels Infrarotsystem überwachen die Agronomen die Vitalität der Reben. «Je nachdem, wie das Blatt das Licht reflektiert, weiss man, wie viel Wasser und Energie im Blatt enthalten sind. Wir sehen also genau, wo wir bewässern, behandeln oder düngen müssen.»

Da Ferrari biologisch arbeitet, sind Herbizide und synthetische Düngemittel tabu, stattdessen wird Pferdemist ausgebracht. Bio-Reben seien mehr im Gleichgewicht. «Es ist wie mit einem Kind. Wenn man ihm bei jeder Erkältung Antibiotika gibt, kann es keine eigene Abwehr aufbauen.» Das sei besonders wichtig im aktuellen Kontext des Klimawandels, mit steigenden Temperaturen, vor allem aber extremeren Wetterlagen. Und es gehe nicht nur um die Gesundheit des Konsumenten, die sei gut geschützt, sondern auch um die Gesundheit der Menschen, die auf dem Feld arbeiteten. «Es gibt einige chemische Produkte, die sind wirklich schlecht!» Stattdessen verwendet Ferrari Trento nur, was im Bio-Protokoll erlaubt ist, nämlich Kupfer und Schwefel. «Wir wollen unseren Kindern ein Land hinterlassen, das so fruchtbar ist, wie es einmal war.» Und damit wären wir auch bei der sozialen Verantwortung. «Unser erstes Anliegen sind unsere Mitarbeitenden.» Das fängt damit an, dass 92 Prozent einen festen Vertrag haben (das ist in Italien ein sehr hoher Wert) oder dass man Migranten oder Menschen mit psychischen Problemen eine Arbeit gebe. «Ich habe schon in Afrika gelernt: Die allermeisten Leute möchten nicht, dass man ihnen etwas umsonst gibt. Was sie suchen, ist Arbeit und Sinn, um ein würdevolles Leben zu leben.»

Rudi Bindella, Antinori-CEO Renzo Cotarella und Rudi Bindella jr.Rudi Bindella, Antinori-CEO Renzo Cotarella und Rudi Bindella jr.

«Wir wollen unseren Kindern ein Land hinterlassen, das so fruchtbar ist, wie es einmal war.»

Camilla Lunelli


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