Eine unvorstellbare Zahl: In den Kellern der Rioja liegt rund eine Million Eichenfässer. In der Regel sind es Behältnisse von 225 Litern – die klassische Barrique, wie es die Franzosen erfanden. Und genau sie brachten es auch nach Spanien. Kurze Rückblende: Schon immer war die Rioja das berühmteste und am besten organisierte Weingebiet des Landes. Bereits im 13. Jahrhundert pries der Dichter Gonzalo de Berceo in seinen Versen den riojanischen Rebsaft. 1787 vereinten sich die Erzeuger zur «Königlichen Gesellschaft der Winzer in der Rioja». Um jene Zeit wurden die Tropfen schon bis nach Südamerika und Indien exportiert.
Von der Reblaus, die ab den 1860er-Jahren Europas Weinberge zerstörte, wurde die Rioja erst spät befallen. Zu diesem Zeitpunkt kannte man bereist das Gegenmittel: das Pfropfen europäischer Edelsorten auf reblausresistente amerikanische Wurzeln. So blieb der Schaden relativ begrenzt. Derweil hatte Bordeaux die ganze Wucht der Krise erlebt. Und hier kommen die Franzosen ins Spiel: Viele Bordelaiser Weinmacher gingen mit der Hoffnung auf eine neue Existenz ins nahe Spanien. Sie brachten Techniken wie die Maischegärung sowie ihre Barrique-Fässer mit. Bald war die Rioja für ihre holzgereiften Rotweine bekannt. Eine Eigenheit behielten die Spanier allerdings bei: Aufgrund ihrer langen Handelstradition mit Amerika zogen sie amerikanisches Holz dem französischen vor. Ihren Ruf als Qualitätsweinregion festigte die Rioja, indem sie schon 1926 einen Kontrollrat einsetzte.
Heute umfasst die Rebfläche der Rioja rund 65'000 Hektar. Was viele nicht wissen: Die Autonome Region La Rioja deckt sich nicht mit dem Anbaugebiet Rioja. Letzteres erstreckt sich zusätzlich über Teile Navarras und des Baskenlands. Dort, am Oberlauf des Ebro, treffen sich atlantisches und mediterranes Klima. So geraten die Weine besonders ausgewogen: fruchtig und frisch, strukturiert und elegant. Die Königin unter den Trauben ist der Tempranillo. Früher wurde er grundsätzlich mit kleinen Teilen Garnacha, Graciano und Mazuelo vermählt. Inzwischen keltert man ihn oft auch sortenrein. Weissweine entstehen aus der Viura-Traube, machen aber nur einen winzigen Teil der Produktion aus. Eine Besonderheit der Rioja: Die Weine sämtlicher Qualitätsstufen – Crianza, Reserva und Gran Reserva – kommen grundsätzlich erst dann auf den Markt, wenn sie trinkreif sind.
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