Könnten Weine reden, dann erzählten jene von Prunotto von Aussichten auf ein traubentechnisches Märchenland. Und wir schwärmen derzeit besonders für den jüngsten Sprössling der Prestige-Kellerei: den Cerretta.
Die Langhe zeigt das Piemont in seiner postkartentauglichsten Idylle: Über stumpfe Hügelkuppen und durch geschwungene Täler laufen die Reben, eine an der anderen. Eingebettet zwischen zwei Winzermekkas (Barbaresco und Barolo) könnte der Verdacht aufkommen, hier kelterten sich die Spitzenweine seit jeher quasi von alleine. Stimmt aber nicht ganz. Eine 1904 gegründete Genossenschaftskellerei geriet schon nach wenigen Jahren in finanzielle Schieflage, bevor vor ziemlich genau hundert Jahren Alfredo Prunotto kam. Und mit ihm der Umschwung. Sein Ehrgeiz, seine Kompetenz machten den Namen und die darunter erzeugten Weine zum weltweiten Begriff.
Nach mehreren Besitzerwechseln im Laufe der Jahrzehnte stehen die 71 Hektare nahe des mittelalterlichen Städtchens Alba schliesslich seit 1994 unter dem Patronat der Florentiner Adelsfamilie Antinori. Und die stellt sicher, dass die Böden von den über Langhe und Monferrato verstreuten Parzellen nach allen Regeln der hier verwurzelten Winzerkunst kultiviert werden.
Jüngst jene von der Einzellage Cerretta, gerade erst lanciert mit dem Jahrgang 2017. Vergärung im Stahltank bewahrt die reife Frucht, Ausbau in Eichenfässern über 18 Monate verfeinert die Aromen, rundet die Tannine. Hundert Prozent Nebbiolo, hundert Prozent granatroter Geniesserwein. Harmonisch zu Fleisch- und Wildgerichten. Und regt ganz für sich zum tiefgründigen Philosophieren ein. Vielleicht über die Schönheit des Piemont?