Diese Seite unterstützt Ihren Webbrowser (Internet Explorer) nicht. Für mehr Sicherheit und Geschwindigkeit wechseln Sie bitte zu einem aktuellen Browser.

Jetzt aktualisieren

Bei Bindella haben Familienbande einen beson­deren Stellenwert. Das Unternehmen wird von Vater und Sohn Rudi Bindella geführt. Und die 1400 Mitarbeitenden bezeichnen sich als grosse Famiglia. Wir haben in den eigenen Reihen genau hingeschaut und festgestellt, dass einige unserer KollegInnen tatsächlich miteinander verwandt sind. Drei Familiengespanne und ihre Geschichte.

«ES IST ANDERS. ALS MAN DENKT.»

article image

In ihrem Element. Gipser Michael und Logistiklernende Cristina zu Besuch bei ihrem Vater Antonio Forte, Gastgeber im Ristorante Bindella in Zürich.

Bald ein Vierteljahrhundert ist Antonio Forte «Bindellaner». Der Geschäftsführer des Risto­rante Bindella in Zürich scheint in all den Jahren nur Gutes von seinem Arbeitgeber berich­tet zu haben. Sein Sohn Michael und seine Tochter Cristina sind seit kurzem Teil der Famiglia.

Als Gipser und als Logistiklernende in der Weinhandlung kreuzen sich die Wege von Michael und Cristina tagsüber kaum mit denen ihres Vaters. Umso mehr freut sich Antonio, wenn die beiden in der Altstadt ausgehen und bei ihm im Restaurant vorbeischauen: «Wir sind zwar mit Bindella aufgewachsen, dass wir alle hier landeten, war eher Zufall.» Sein Sohn hatte nach der Gipserlehre einen Sommerjob bei Bindella, «vier Wochen bin ich mit dem Vespacar herumgefahren und habe Gefallen an der Firma gefunden», erinnert sich Michael. Auch seine Schwester wollte nicht in die Fussstapfen des Papas treten. «Wegen der Arbeitszeiten konnte ich mir nicht vorstellen, in der Gastronomie tätig zu sein. Als die Berufswahl aktuell wurde, interessierte ich mich zunächst für einen Bürojob. Ich habe dann in der Weinhandlung als Logistikerin reingeschnuppert und sofort gemerkt, dass mir die Bewegung im Lager viel besser zusagt», so Cristina. Meistens reagieren die Leute überrascht, wenn sie erfahren, dass das eingeschworene Trio für das gleiche Unternehmen tätig ist. «Es ist anders, als man denkt. Zwar kann es bei der Bewerbung ein Vorteil sein, jemanden zu kennen. Für mich ist es aber auch eine grosse Verantwortung. Mir war klar, dass meine Kinder etwas leisten müssen, damit nicht der Eindruck entsteht, sie hätten die Stelle nur meinetwegen bekommen», erzählt Antonio. Michael sieht es gleich: «Ich habe mich anfangs deswegen selbst unter Druck gesetzt. Mein Chef sagte, ich werde eine Rakete, aber ich müsse etwas dafür tun. Da habe ich begriffen, dass nur mein Engagement zählt.» Allen dreien gefällt die freundschaftliche Betriebskultur. «Wir unterhalten uns am Familientisch viel darüber, was zurzeit läuft. Bindella ist wie ein Familienmitglied», findet Cristina. Einen schönen Nebeneffekt der Anstellung haben die Fortes beim letzten Verwandtenbesuch in Napoli entdeckt: «Unsere Familiensprache ist Deutsch. Seit die Kinder so viele italienische Arbeitskollegen haben, sprechen sie auf einmal fliessend Italienisch.» Antonio schmunzelt.

 

«DAS HABEN WIR ZELEBRIERT.»

article image

Ehepaar Giuseppe und Tatiana Pignatelli mit Dackel Sherlock im Palmengarten des Ristorante Più in Bern.

Giuseppe Pignatelli kannte lange Zeit nur die Schweizer Autobahnen. Von Frankfurt aus, wo er aufwuchs, ging es in den Schulferien via Gotthard in die apulische Heimat der Eltern. Tatiana Pignatelli wollte bloss eine Freundin in der Schweiz besuchen. Doch sie verliebte sich in die Berge und verliess Russland. Eine günstige Fügung führte die beiden zusammen.

«Im gleichen Restaurant gearbeitet haben wir nie», erzählt Tatiana. «Das möchten wir auch nicht. Wir wären zwar sicher ein gutes Team, aber du bist Perfektionistin. Das gäbe nach Schichtende viel Zündstoff», kontert ihr Ehemann lachend. Zu Hause sind sich die beiden jedoch meist einig. Auch als es darum ging, ein Restaurant für das Hochzeitsessen zu finden, fiel die Wahl sofort auf das Amalfi in Zürich. Dort hatten sich die Wege der zwei das erste Mal gekreuzt, heute arbeiten beide in Bern. Er als Geschäftsführer des Kornhauskellers und des Ristorante Più. Sie ist nur ein paar hundert Meter weiter im Lorenzini im Service tätig.

Doch zurück zu den Anfängen. «Ich war noch nicht lange in der Cantinetta Antinori in Zürich angestellt, als mich der Geschäftsführer des Amalfi ermunterte, ich solle doch seine Betriebsassistentin kennen lernen. Ich war sofort von ihr angetan», erinnert sich Giuseppe. Kurz darauf fand eine interne Schulung auf dem toskanischen Weingut statt – auf der Teilnehmerliste: die zwei Vollblut-Gastronomen. Auf dem Weingut sprühten die Funken. «Beim Kochen für die Gruppe haben wir entdeckt, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben», entsinnt sich Tatiana. Auf die Frage, ob sie Arbeit und Beruf trennen, antworten die zwei unisono: «Mittlerweile schon.» Früher hätten sie einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit im Bindella-Universum verbracht und befreundete Geschäftsführer in den Ristoranti besucht. «Das haben wir zelebriert. Viele glückliche Erinnerungen sind mit Bindella verbunden», so Giuseppe. Es kam aber der Moment, als das Paar merkte, dass ihr Mikrokosmos zu klein wurde. Tatiana lacht: «Daheim sprechen wir heute nur noch selten über die Arbeit. Auch wegen der Hunde. Die vier Dackel halten uns auf Trab.»

 
 

«Es liegt uns sehr daran, mit unseren Mitarbeitenden aus der Nähe zu verkehren. Sie sollen insbesondere unsere Wertschätzung und Dankbarkeit spüren. Auf diesem Humus gedeihen langfristige, gar freundschaftliche Beziehungen – und ein Gefühl der Zugehörigkeit, Geborgenheit und Sicherheit, das ist doch einfach wunderbar.»

Sign
img
Rudi Bindella sen. und Rudi Bindella Gastgeber aus Leidenschaft
 

 

«WENN WIR ÜBER DIE SCHWELLE TRETEN, SIND WIR KOLLEGEN.»

article image

Joël mit seinem Vater Amaro Fernandes an ihrem Arbeitsplatz, dem Ristorante Bindella in Fribourg.

Portugiesische Herzlichkeit und welscher Charme. Diese Eigenschaften schätzen die Gäste des Ristorante Bindella in Fribourg an Amaro Fernandes und seinem Sohn Joël. Das eingespielte Duo arbeitet Schulter an Schulter.

«Meine Ehefrau ist schuld, dass ich hier angestellt bin.» Seit 31 Jahren ist das Altstadtlokal die Wirkungsstätte von Amaro Fernandes. 1992 half seine Frau ein paar Stunden als Kellnerin aus. Der Geschäftsführer suchte einen Betriebsassistenten und der Rest ist Geschichte. Die Räumlichkeiten der Rue de Lausanne 38/40 kennen Joël und Amaro in- und auswendig. Für Joël wurde aus dem zweiten Kinderzimmer sein Arbeitsplatz. «Ich bin im Restaurant aufgewachsen, nach der Schule habe ich hier oft zu Mittag gegessen. Daher kenne ich einige der langjährigen Mitarbeitenden von klein auf.» Dass sein Vater gleichzeitig sein Vorgesetzter ist, stört ihn nicht. «Er ist sehr umgänglich.» Nach dem Lehrabschluss hatte Joël ein paar Stunden im Ristorante Bindella gejobbt. «In Fribourg ist das eine renommierte Adresse. Ich dachte, das kann im CV nicht schaden. Und Bindella ist ‹la famiglia›, das passte!» Auch die Gäste reagieren positiv. «Es ist eine konservativ geprägte Stadt. Familienbetriebe sind gern gesehen. Die Leute kommen zu den Fernandes, ohne die Gruppe Bindella dahinter zu sehen», bemerkt Amaro.

Dennoch: zwei Generationen unter einem Dach, das birgt auch Konfliktpotenzial. «Ich möchte die Digitalisierung vorantreiben, mein Vater ist in dieser Hinsicht zurückhaltender.» Der Vater kontert: «Wir sind nicht immer gleicher Meinung. Manchmal muss man die Jungen bremsen. Aber wir lernen voneinander.» Die beiden haben ein einfaches Erfolgsrezept. Amaro meint dazu: «Wenn wir über die Schwelle treten, spielt unsere Verwandtschaft keine Rolle. Wir werden in diesem Moment zu Kollegen.»