Diese Seite unterstützt Ihren Webbrowser (Internet Explorer) nicht. Für mehr Sicherheit und Geschwindigkeit wechseln Sie bitte zu einem aktuellen Browser.

Jetzt aktualisieren

Damit alle Abfall- und Wertstoffe wie Speise- und Rüstabfälle, Dosen und kaputtes Geschirr am richtigen Ort landen, berät und unterstützt uns Entsorgungsprofi Roger Volkart im komplexen und ganzheitlichen Entsorgungsprozess.

Roger Volkart, was macht Ihr Unternehmen für Bindella?

Wir sind der Bindella-Gesamtentsorger für den Raum Zürich, Baden, Winterthur, Schaffhausen und Zug. Wir stellen einerseits die regelmässige Abholung und die korrekte Verwertung von allen Abfall- und Wertstoffen aus rund 30 Ristoranti sicher: Kehricht, Karton, Dosen, Glas, Speise- und Rüstabfälle, Speiseöl. Anderseits verkauft und unterhaltet unsere Firma Werec Entsorgungstechnik wie beispielsweise Containerpressen oder Abfallkühler.

Abfallkühler?

Richtig. Für die Lagerung der Speise- und Rüstabfälle empfehlen wir nebst einem cleveren Transportbehälter einen Abfallkühler. Damit stellen wir die Einhaltung einer einwandfreien Hygiene sicher und verhindern unangenehme Geruchsemissionen. Aus platztechnischen Gründen sind Abfallkühler nicht an allen Bindella-Standorten möglich. Dann erhöhen wir den Abholzyklus und setzen auf speziell verschliessbare Transportbehälter.

Bindella liefert Bioabfälle und Sie machen Biogas draus?

Wir stellen die Entsorgungslogistik sicher, sammeln und sortieren also die Wertstoffe. Wir betreiben keine eigene Biogasanlage, bestücken mit unserem Material aber verschiedene regionale Biogasanlagen, die wiederum Strom für den Kanton Zürich produzieren.

Ganz grob: Wie funktioniert eine Biogasanlage?

Speise- und Rüstabfälle werden für mehrere Wochen und bei einer konstanten Temperatur von 38° C in einem sogenannten Fermenter gelagert. Innerhalb dieses Prozesses zersetzen die Methanbakterien unter Ausschluss von Sauerstoff die verschiedenen Substrate und stossen Biogas aus. Pro Tonne Bioabfall entstehen rund 92 Kubikmeter Methangas (60-prozentig). Und aus diesem Gas kann man Energie gewinnen.

Welche Rohstoffe sind besonders wertvoll?

Grundsätzlich eignen sich alle biogenen Stoffe zur Verarbeitung auf der Biogasanlage, aber es kommt auf eine gute Durchmischung an. Die Bakterien mögen eine ausgewogene Ernährung, nicht zu trocken, nicht zu nass. Und sie lieben Zuckerhaltiges. Kurz: Die grossen Energieträger geben auch auf der Biogasanlage am meisten Energie ab.

Sind Gastronomen die wichtigsten Bioabfall-Produzenten?

Gastronomie und Detailhandel machen von der schweizerischen Gesamtmenge von Speiseresten nur etwa 10 Prozent aus. Rund 45 Prozent stammen aus den Privathaushalten, 30 Prozent aus der Verarbeitung, 15 Prozent aus der Landwirtschaft. Von den 30 Prozent aus der verarbeitenden Industrie entfällt jedoch ein Fünftel auf die Produktion von Gastronomie-Produkten.

Wo steht Bindella im Bezug Recycling?

Bindella macht schon sehr viel mehr als der Durchschnittsgastronom. Viele Betriebe, vorwiegend kleinere Restaurants, sortieren Kehricht, Glas, Karton und vielleicht noch Speise- und Rüstabfälle. Bindella trennt in den allermeisten Restaurants auch Papier – etwa von Tischsets und Tischtüchern, Blech- & Aludosen, Holzkisten, Styropor, Speiseöl, aber auch Inertstoffe wie Porzellan.

Weil hie und da ein Glas zu Bruch geht?

In den Bindella-Ristoranti fallen pro Monat einige Kilogramm Inertstoffe an, beispielsweise Porzellan und Kristallglas. Das landete früher alles vermischt im Glas, heute wird getrennt. Das kostet Bindella zwar etwas zusätzlich, dafür wird das Material in den korrekten Stofffluss zurückgeführt.

Ganz generell: Wie steht es um die Abfallmengen in der Schweiz?

Seit Auswertungsbeginn im Jahr 1970 hat sich die Menge an Siedlungsabfall pro Kopf und Jahr auf rund 700 Kilogramm mehr als verdoppelt. Der Überbegriff «Siedlungsabfall» beinhaltet alle brennbaren und separat gesammelten Abfälle aus Haushalten und Unternehmungen mit weniger als 250 Vollzeitstellen – also ein flächendeckendes und aussagekräftiges Gesamtbild. Das sind zwei Kilogramm Abfall, die der Schweizer Otto-Normalverbraucher jeden Tag hinterlässt.

Die Zahlen steigen?

Die Zahlen steigen nach wie vor jährlich leicht an. Was aber praktisch gleichgeblieben ist, ist jener Anteil, welcher den Kehrichtverbrennungsanlagen zugeführt wird. Vor 30 Jahren, als Recycling noch kein grosses Thema war, ging alles in die Kehrichtverbrennungsanalge. Heute sind wir bei knapp der doppelten Menge Abfall – bei gleichbleibender Kehrichtmenge. Das heisst, was dazu kam, kann wenigstens rezykliert werden. Das Verhältnis ist etwa fifty-fifty: Bei zwei Kilogramm Abfall kann ein Kilogramm recycelt werden.

Gibt es noch Luft nach oben?

Natürlich. Einerseits gibt es noch verschiedene Fraktionen, für welche es in der Schweiz keine oder wenig sinnvolle Transportlösungen oder Recyclingmöglichkeiten gibt, etwa Tetra-Verpackungen oder verschiedene Kunststoffvarianten. Andererseits gäbe es für viele Produkte des täglichen Bedarfs deutlich sinnvollere Verpackungsmöglichkeiten. Dazu muss der Druck auf Politik und die herstellende Industrie dringend erhöht werden. Und dann wäre da natürlich noch unser generelles wohlstandsbasiertes Konsumverhalten – aus meiner Sicht der wichtigste Hebel für eine spürbare Trendwende.

Was kann man als Privatperson tun?

Die meisten Privathaushalte sammeln die klassischen und bekannten Wertstoffe wie PET, Glas, Karton und Papier separat. In diesen Fraktionen haben wir bereits eine recht gute Recyclingquote. Aluminium, Speise- und Rüstabfälle landen aber leider allzu oft im Kehricht. Aluminium ist – unter den gängigen Wertstoffen – von der Verarbeitung her der Wertstoff mit dem höchsten Wirkungsgrad. Speise- und Rüstabfälle schaden wegen ihrer Nässe der Kehrichtanlage, würden in der Biogasanlage jedoch sehr viel Gutes tun. Ansonsten plädiere ich beim Trennen und Sortieren an den gesunden Menschenverstand – und an eine regelmässige Information und Sensibilisierung zum Thema.